Der flämische Meister (1993)

Die „Erotic Tales“ begannen ihren Triumphzug auf sämtlichen Film- Festivals in der Welt mit der Präsentation von Susan Seidelmans „The Dutch Master“ in Telluride, Amerikas bedeutendstem Kult- und Cinemathek – Festival im September 1993.



Mit der Erlaubnis von Gilles Jacob (Cannes) wurde der Film in der Eröffnungsnacht gezeigt. Der Film und seine Regisseurin wurden von Festival-Direktor John Boorman vorgestellt. Übrigens: Zu diesem Zeitpunkt war bereits entschieden, „The Dutch Master“ wie auch Bob Rafelsons „Wet“ im Mai 1994 in Cannes zu präsentieren.


Boorman befragte Seidelman zur Inspiration ihres „Erotic Tale“: Ein Gemälde aus dem 17. Jahrhundert, das im Louvre hängt. Pieter de Hoochs Bild mit dem Titel „Der Trinker“. Ein Jahr später war Boorman selbst Regisseur eines erotischen Kurzfilms. „Two Nudes Bathing“ (1995), der in


der Kategorie „Certain Regard“ in Cannes 1995 gezeigt wurde.


Rein zufällig (oder etwa nicht?) war auch Boorman zu „Two Nudes Bathing“ von einem Gemälde aus dem Louvre inspiriert worden. Allerdings von einem Gemälde eines nicht bekannten Malers der Fontainebleau-Schule aus dem 16. Jahrhundert.


Zum zweiten Male wurde Susan Seidelmans „The Dutch Master“ im darauffolgenden Oktober bei einer geschlossenen Veranstaltung, auf dem prestigeträchtigen Hampton-Festival in Long Island gezeigt. Dabei waren viele Mitglieder der „Academy of Motion Picture Arts and Science“ anwesend. Wenig später wurde „The Dutch Master“ für einen


„Oscar“ in der Kategorie „Short Fiction Film“ nominiert. Somit waren die „Erotic Tales“ in der ganzen Welt bekannt.


Mira Sorvino, die Zahnarzthelferin, die von einem Gemälde im Museum verzaubert wird, spricht kein einziges Wort in „The Dutch Master“. Wenig später brillierte sie in dem Woody-Allen-Film „Mighty Aphrodite“ in der Rolle eines geschwätzigen Pornostars, der allen die Show stiehlt. Der Film wurde 1995 in Cannes vorgestellt.

Teresa ist Assistentin in einer Zahnarztpraxis in Brooklyn und mit einem Verkehrspolizisten verlobt. Einige Wochen vor der Hochzeit legt sie ein zunehmend sonderbares Verhalten an den Tag. Es macht ihr plötzlich keinen Spaß mehr, mit ihren Freundinnen auszugehen; selbst Männer-Striptease ödet sie an. Zusammen mit ihren beiden Kolleginnen nimmt Teresa ihr Mittagessen regelmäßig auf den Stufen des Metropolitan Museums ein. Bis sie dann eines Tages auf die Idee kommt, selbst einmal hineinzugehen. Da sitzt sie auf einer Museumsbank, kaut ihren Kaugummi und ein Führer beschreibt "Die Trinkerin" - ein holländisches Gemälde von Pieter Hooch. Der junge Holländer mit seinen langen, dunklen Haaren und seinem schönen Gesicht fasziniert Teresa. Sie zeigt ihren Freundinnen das Gemälde, aber die verlassen bald gelangweilt das Gebäude. Als Teresa selbst gehen will, hört sie plötzlich Gläserklirren: In das Bild ist Leben gekommen! Leicht beschwipst ist die junge Frau auf den Boden gefallen. Der schöne junge Mann hilft ihr auf die Beine und trägt sie kichernd nach nebenan ins Bett. Bei ihrem nächsten Besuch wird ihr heimlicher Wunsch dann wahr: Der junge Holländer blinzelt ihr zu, lädt sie ein in sein Bilderreich. Ohne von den anderen Figuren bemerkt zu werden, tritt Teresa in das Bild hinein. Teresa kleidet sich danach im Stil des 17. Jahrhunderts und trägt sogar in der Praxis die Tracht jener Zeit. Eines nachts lässt sie sich im Museum einschließen. Wieder wird sie Teil des Gemäldes. Dieses Mal folgt sie dem jungen Paar ins Schlafzimmer und verfolgt ihr Liebesspiel. Bis dann die junge Frau ihren Arm greift und Teresa in Ohnmacht fällt. Unsanft wird sie von einem Museumswärter aufgeschreckt. Zur allgemeinen Verwunderung und Verwirrung ihrer Freunde und Verwandten erscheint Teresa am Tag ihrer Trauung nicht in der Kirche.



Besetzung

Mira Sorvino, Aida Torturro, Sharon Angela, Rick Paqualone, Vinnie Pastore etc.

Stab

Regie
Susan Seidelman

Drehbuch
Susan Seidelman, Jonathan Brett

Kamera
Maryse Alberti

Schnitt
Mona Davis

Ton
Dolby Stereo

Musik
Wendy Blackstone

Szenenbild
Lester Cohen

ProduzentIn
Regina Ziegler

Redaktion
Ronald Gräbe, WDR

Infos

Sender
ARD, WDR, ARTE

Genre
Short Feature

Format
35 mm, color, 1:1,85

Länge
30 min

Auszeichnugen
Academy Award Nomination 1993

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