Die Rapoports - Unsere drei Leben (2003)

Als Juden entkamen sie den Nazis, als Wissenschaftler wurden sie berühmt in den USA, als Kommunisten mussten sie vor McCarthy flüchten - in der DDR fanden Inge und Mitja Rapoport ihre dritte Heimat. Sie gilt als Begründerin der Neugeborenenheilkunde der DDR, er ist einer der brillantesten Biochemiker unserer Zeit. Wer nur wenige Stationen im Leben der über 90-jährigen Idealisten kennt, fragt sich, wie die beiden bis heute an die Ideale einer als gescheitert geltenden Gesellschaftsform glauben können.

Samuel Mitja Rapoport und Inge Syllm sind 32 Jahre alt, als sie sich 1944 am Children’s Hospital in Cincinnati, dem damals wichtigsten Kinderkrankenhaus der USA, kennen lernen. Beide sind als Juden Hitlerdeutschland entkommen und haben in den USA eine neue Heimat gefunden. Anfang der 40er Jahre hat Mitja eine Lösung entdeckt, rote Blutkörperchen haltbar zu machen. Was bis heute die Voraussetzung für Blutkonserven ist, galt damals als Sensation: Amerikanische Soldaten, die auf den Schlachtfeldern des 2. Weltkrieges verwundet werden, können direkt versorgt werden. Mitja erhält dafür einen der höchsten Orden der USA. Aber Inge weiß, dass es für Mitja Wichtigeres im Leben gibt. Schon vor der Hochzeit ist sie sich über seine Prioritäten im Klaren: "Erstens: Der Sozialismus, Zweitens: Die Wissenschaft und erst an dritter Stelle: Ich." In Ohio organisieren Mitja und Inge Freizeittreffs zwischen Schwarzen und Weißen und bekennen sich zu kommunistischen Ideen. Im Amerika der späten 40er Jahre lässt sie das verdächtig erscheinen. Mitja befindet sich im August 1950 auf Vortragsreise in Europa, als sie ins Visier von McCarthys’ Tribunal geraten. Über Nacht flüchtet Inge, hochschwanger, mit den drei Kindern zu Mitja nach Wien. Doch selbst in Mitjas Heimatstadt bewirken die Amerikaner, dass er keine neue Stelle bekommt. Auch Bewerbungen in anderen Ländern scheitern. Fast zwei Jahre wissen die Rapoports nicht wohin. Ausgerechnet die DDR nutzt ihre Chance: 1952 folgt Mitja einem Ruf an die Humboldt-Universität in Ost-Berlin – obwohl Inge Deutschland nie wieder betreten wollte. Aber der Aufbau des sozialistischen Landes hat für beide einen großen Reiz. 

"Die Rapoports – Unsere drei Leben" ist ein Film über ein außergewöhnliches Ehepaar zwischen den politischen Systemen des 20 Jahrhunderts. Erzählt aus der Sicht zweier Grenzgänger überraschen die beiden warmherzigen Wissenschaftler mit streitbaren Ansichten. Eine Fülle an historischen Filmaufnahmen lässt die Stationen ihres Weges lebendig werden. Als Zeitzeugen äußern sich Freunde, Weggefährten, ihre Kinder und auch der amerikanische Folksänger Pete Seeger, dessen Musik die Rapoports über Jahrzehnte begleitet hat. Der Film erzählt auch von einer großen Liebe zwischen zwei Menschen, die mit ihren über 90 Jahren wirken, als seien sie noch immer frisch verliebt.

Stab

Regie
Sissi Hüetlin & Britta Wauer

Drehbuch
Sissi Hüetlin & Britta Wauer

Kamera
Lorenz Haarmann

Schnitt
Berthold Baule

ProducerIn
Claudia Bissinger

ProduzentIn
Tanja Ziegler

Redaktion
Selina Riefenstahl, arte

Infos

Genre
Documentary

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