Die unersättliche Mrs. Kirsch (1994)

Hintergrund


Ken Russell, das Entfant Terrible des britischen erotischen Films, war zufällig wegen des MIP-TV-Marktes in Cannes. Zufällig sah er die täglichen Video-Spots am Regina Ziegler-Stand, in denen die Reihe „Erotic Tales“ angekündigt wurde. Der Regisseur des skandalumwitterten Films „Woman in Love“ (1969) und „The Devils“ (1971)- seiner Version von Aldous Huxleys „The Devils of Loudon“ – hatte gerade mit “Lady Chatterly“ einen weiteren Roman von D. H. Lawrence verfilmt. In Cannes bot er sich einfach an, ein „Erotic Tale“ zu drehen.



„Ich glaube, ich kann euch in ein paar Wochen ein Drehbuch


präsentieren. Ich führe gerade in Bonn regie, also warum treffen wir uns nicht dort?“ Zwischen den Proben, bei einem italienischen Mittagessen, erzählte er Regina Ziegler seine Geschichte von der Brustpumpe...



„The insatiable Mrs. Kirsch” – das ist eine erotische Geschichte mitten aus dem realen Leben gegriffen. Nach der Auffassung von Hetty Baynes, Ken Russels Frau und selbst Schauspielerin, handelt es sich um „eine Erzählung über Geräusche – oder was Menschen den Geräuschen, die sie


Wahrnehmen, zuordnen.“



So können die Geräusche einer Pumpe leicht mit denen eines Vibrators verwechselt werden. Man stelle sich also den begeisterten Schriftsteller vor, der der Vermutung erliegt, hinter einer verschlossenen Hotelzimmertür einen Vibrator surren zu hören. Der männlichen Phantasie sind da keine Grenzen gesetzt: Was für eine Frau!...



Wenige Monte später drehte Russel an der schönen Küste von Dorset in einem exklusiven Hotel bei Swanage in der Nähe bekannter Touristenattraktionen. Hetty Baynes spielte Mrs. Kirsch, Simon Shepherd den verunsicherten, verwirrten Literaten. „Entzückender kitsch“, schrieb ein Kritiker. „Eine riesige Komödie“, schwärmte enthusiastisch ein Festival-Besucher in Denver.



Blond und schön schaut die Frau aufs Meer hinaus. Ein Mann beobachtet sie. Sie geht, ohne ihn auch nur mit einem Blick zu würdigen. Er folgt ihr trotzdem.
Im Speisesaal des Hotels schaut der Mann fasziniert zu, wie die Frau an einem von Butter triefenden Maiskolben herumknabbert. Ein Lächeln der Befriedigung umspielt dabei ihre Lippen. Da wird "Frau Kirsch" zur Hotelrezeption gebeten. Wenigstens ihren Namen kennt der Beobachter jetzt. Am nächsten Morgen sieht unser Mann das Objekt seiner Neugierde beim Frühstück. Ein Hoteldiener bringt ihr einen dicken Briefumschlag. Als sie das Couvert aufmacht, fallen gut ein Dutzend Polaroid Fotos heraus. Sie rafft die Bilder zusammen und eilt mit ihnen aus dem Restaurant. Der Mann folgt ihr bis vor die Zimmertür, lauscht und hört deutlich ein Brummen. Ein Vibrator? Er kann nicht anders, er muss die Frau weiter beobachten.
Doch wohin immer er ihr folgt, hört er das Geräusch des Vibrators. Sie verschlingt Cremetorte, geht nachmittags allein ins Kino und schaut sich "Sex, Lügen und Video" an... Eine unersättliche Frau, diese Mrs. Kirsch. Zurück im Hotel nimmt er all seinen Mut zusammen. An diesem Abend lässt er ihr eine Flasche Champagner und eine Nachricht überbringen. Sie revanchiert sich mit einer Einladung zu einem Drink - bei ihr auf dem Zimmer. Sie ruft den Roomservice und unser Mann ist so frei, ein Kirsch- Wasser zu bestellen. Doch bevor die Getränke kommen, verschwindet sie ins Bad. Wieder dieses Geräusch! Als sie zurückkommt, muss er sich offenbaren, muss von seiner Obsession erzählen.
Da enthüllt Mrs. Kirsch alles...

Besetzung

Hetty Baynes, Simon Shepherd

Stab

Regie
Ken Russell

Drehbuch
Ken Russell, Hetty Baynes

Kamera
Hong Manley

Schnitt
Xavier Russell

Ton
Dolby SR

Szenenbild
Ron Allet, Less Allet

ProducerIn
Ronald Vasconcellos

ProduzentIn
Regina Ziegler

Redaktion
Ronald Gräbe, WDR

Infos

Sender
ARD,WDR, ARTE

Genre
Short Feature

Format
35mm; colour; 1:1,85

Länge
28 min.

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