Hintergrund
Die „Erotic Tales“ waren im Juni zum zweiten Mal in Folge beim Filmfestival in München zu sehen. „Hotel Paradise“ sollte die Glasur auf dem Festival- Kuchen sein. In der Sektion „Retroperspektive“ sollte das Werk eines der
besten Regisseure sowie seiner Frau, der Schauspielerin Theresa Russell (in „Insignificance“ eine verblüffend intellektuelle Marilyn Monroe) geehrt werden. Roeg hatte sich verpflichted, ein „Erotic Tale“ zu drehen,
nachdem Regina Ziegler ihn bei einer Stippvisite in L.A. in seinem Versteck im Laurel Canyon aufgestöbert hatte. „Ich werde dich wissen lassen, wenn ich Zeit habe...und Theresa könnte an der Mitarbeit auch Gefallen finden.“
Schnitt in die Hochzeitssuite eines luxuriösen Hotels in London, der Szenerie von „Hotel Paradise““: Eine attraktive junge Frau in der Blüte ihrer Jahre erwacht mit einem fürchterlichen Kater. Zu ihrer Überraschung findet sie sich in einem Hotelzimmer wieder. An den Händen gefesselt
liegt sie in einem Bett mit einem nackten Mann. Damit nicht genug des Schreckens. An diesem Tag soll sie heiraten. Und die Krönung der Geschichte – der Mann neben ihr ist ein Fremder. Die Hochzeitsgäste sollen in der nächsten halben Stunde eintreffen. Der Haken an der Sache? Das ist eine Mafia-Hochzeit...Die Braut, nur mit einem hauchdünnen
Nichts bekleidet, kann sich von ihrer Fessel befreien und rafft soviel wie möglich von ihrer Aussteuer zusammen. Derweil erwacht ihr gutaussehender Bettnachbar langsam und gibt ihr nur den guten Rat, die Stadt so schnell wie möglich zu verlasse. Aber wer ist dieser Typ? Und
warum steckt er sich eine Waffe in den Stiefel? Die einzigen Hinweise zur Lösung dieser Fragen bietet ein Gemälde von Rousseau und die Neigung des Fremden, aus Thomas Hardys Gedicht von der sinkenden Titanic zu
zitieren.
Theresa Russell spielt halb ausgezogen eine anziehende Revolver-Lady und Vincent d´Onofrio einen Macho-Poeten in dieser schlau angelegten Satire auf das Gangster-Genre von Michael Allin. „Ein erotischer Thriller“, hieß das Urteil auf dem Londoner Film-Festival.
Der Morgen danach kann schrecklich sein. Auch wenn man in der Hochzeitssuite eines Luxushotels aufwacht. Noch ein wenig benommen von einem ausgewachsenen Kater sieht sich die attraktive Frau im Zimmer um. Zu ihrer großen Überraschung stellt sie fest, dass sie angekettet wurde - und zwar mit Handschellen an einen sehr gut aussehenden, jedoch nicht nur völlig unbekleideten, sondern ihr auch völlig fremden jungen Mann. Und der liegt neben ihr im Bett. Der Schreck ist umso größer, als ihr bewusst wird, dass dies ihr Hochzeitstag ist; die Hochzeitsgäste werden in einer halben Stunde eintreffen zu einer Mafiahochzeit. Die Braut, nur mit ihrem Schleier bekleidet, kann sich befreien und sucht hastig ihre Kleider zusammen, als sich ihr Bettgenosse regt und räkelt. Auf provozierende Weise empfiehlt er ihr, unter "diesen Umständen" doch lieber so schnell wie möglich die Stadt zu verlassen. Offensichtlich kann er sich besser als sie an die Geschehnisse der vergangenen Nacht erinnern und schamlos nutzt er diesen Vorteil aus. Ein Grobian ist er, wie es scheint, ohne Respekt oder wenigstens Mitgefühl für die hilflose Braut. Verständlich sind ihre Hektik und die Nervosität, mit der sie auf seinen Anmache reagiert. Aber was soll jetzt geschehen? Wer ist denn dieser Kerl, was will er eigentlich von ihr und wieso hat er eine Waffe? Die einzigen Hinweise im Puzzle sind ein Gemälde von Rousseau an der Wand und der Spaß des offensichtlich nicht ungebildeten Fremden, die angehende Braut mit Zitaten aus Thomas Hardys Gedicht über den Untergang der Titanic zu provozieren.
Theresa Russell, Vincent d'Onofrio
Regie
Nicolas Roeg
Drehbuch
Michael Allin
Kamera
Witold Stock BSC
Schnitt
Tony Palmer
Ton
Dolby SR
Musik
Harry Williams-Gregson
Szenenbild
David Brockhurst
ProduzentIn
Regina Ziegler
Redaktion
Ronald Gräbe
Sender
ARD, WDR, ARTE
Genre
Short Feature
Format
35mm; colour; 1:1,85
Länge
29 min.