Trennung von Staats wegen (2009 - Deutschland)

„Es hat irgendwo immer etwas gefehlt“ sagt Erika Thesenvitz. „Du wusstest, da war noch jemand, da ist noch jemand, da lebt noch jemand. Ein Kind, das Du selber hättest groß ziehen können.“

Der Film erzählt die Geschichten von Müttern und Kindern, die zu DDR-Zeiten unfreiwillig getrennt wurden und sich oft erst zwanzig Jahre später wieder gegenüberstanden. Nach Jahren der Trennung aber waren aus dem Sohn, der Tochter, der Mutter Fremde geworden, die in den seltensten Fällen noch zueinander finden. Zu groß sind die gegenseitigen Erwartungen, zu stark manchmal auch die Bindung an die Adoptivfamilien. Meistens sind alle Beteiligten überfordert, viele reagieren mit Rückzug. Erika Thesenvitz hat ihren Sohn deshalb „ein zweites Mal verloren. Aber immerhin weiß ich, wie er aussieht und wo er wohnt.“

Zwischen 1950 und 1990 gab es circa 75.000 Adoptionen in der DDR. Die meisten dienten sicher dem Wohl der Kinder, doch gibt es eine nicht unerhebliche Anzahl von Fällen, in denen Eltern das Erziehungsrecht aberkannt wurde, um sie gesellschaftlich oder politisch zu maßregeln. Eltern in der DDR hatten laut dem Familiengesetzbuch die Pflicht, ihre Kinder „zur sozialistischen Einstellung zum Leben und zur Arbeit“ zu erziehen. Kamen sie dieser Aufgabe nach Ansicht der Behörden nicht nach, konnte der Staat eingreifen. Wie viele Familien oder auch Geschwister durch das DDR-Regime auseinander gerissen wurden, lässt sich heute nur mutmaßen.

Die Dokumentation zeigt, wie schwierig es ist, der eigenen Geschichte auf die Spur zu kommen - oft wissen die Betroffenen bis heute nicht, dass sie adoptiert wurden.

Stab

Regie
Ulrike Brincker

Kamera
Boris Becker

Schnitt
Bettina Strunk

Produktionsleitung
Vernen Liebermann

Herstellungsleitung
Gregori Winkowski

ProducerIn
Katharina Lambsdorff

ProduzentIn
Regina Ziegler

Redaktion
Beate Schlanstein WDR, Dr. Katja Wildermuth MDR

Infos

Genre
Documentary

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